Wenn du an die Stakeholder deiner B2B-E-Commerce-Plattform denkst, fällt dir sicher zuallererst deine Kundschaft ein. Doch nehmen wir einmal an, dein B2B-Shop ist in einen größeren Unternehmenskontext eingebunden, z. B. ist er Teil der Sales-Strategie eines Konzerns. Auf einmal ist deine Käuferschaft nicht mehr die einzige Zielgruppe, die du glücklich machen musst. Stattdessen musst du deinen E-Commerce-Shop z. B. mit dem Legal- und Compliance-Team, mit dem Einkauf und dem Marketing abstimmen. Und es gibt noch eine Gruppe, die von besonderer Bedeutung ist, allerdings meist im Hintergrund arbeitet: Die IT- bzw. Development-Abteilung deines Unternehmens.
Sie trägt die Verantwortung für die nahtlose Implementierung und den reibungsfreien Betrieb der E-Commerce-Plattform – du solltest sie also besser gut behandeln. Genau hier kommt der API-first Ansatz ins Spiel. Die Einbindung eines neuen Shopsystems in die bestehende Softwarearchitektur ist gerade bei Großunternehmen häufig ein zeitaufwändiges Projekt. Der Shop muss nicht nur die technischen und sicherheitsrelevanten Voraussetzungen des Unternehmens erfüllen, er muss sich auch mit bestehenden Systemen wie ERP, CRM, PIM und Co. integrieren. E-Commerce-APIs sind hier von entscheidender Bedeutung. Und wer sind hauptsächlich die Konsumenten der APIs? Richtig, deine Developer. Deshalb solltest du unbedingt für eine exzellente Developer Experience (DX) sorgen, wenn du eine neue Softwareplattform in deinem Unternehmen einführst.
In diesem Artikel erfährst du, warum du mit einem API-first Design deine Devs bei der Einführung einer B2B-E-Commerce-Plattform happy machst, welche Möglichkeiten dir dieser Ansatz hinsichtlich Skalierbarkeit, Performance und Kundenzufriedenheit bietet und warum du API-first zusammen mit Cloud-Commerce denken solltest.
Inhalt
Verbreitung des API-fist Ansatzes und praktische Anwendungsfälle im E-Commerce
Cloud- und Headless-Commerce: Zwei Technologien, die wegen API-first voll im Trend liegen
Das "API-first Design" hat sich als wesentlicher Pfeiler in der Entwicklung von digitalen Plattformen, darunter auch E-Commerce-Systeme, fest etabliert. Dieser Ansatz stellt die API (Application Programming Interface) in den Mittelpunkt des Entwicklungsprozesses und definiert sie als Erstes, noch vor der Entwicklung der eigentlichen Softwareanwendung.
Doch was genau bedeutet das und warum ist das von solch großer Relevanz? Einfach ausgedrückt, besagt der API-first Ansatz, dass zu Beginn der Entwicklung eines Projekts die API-Spezifikationen definiert werden. Dies inkludiert die Erstellung einer präzisen Dokumentation der Anforderungen und Funktionalitäten, welche die API erfüllen soll, bevor man mit der Implementierung der Geschäftslogik oder des User Interfaces beginnt. Das Ziel ist, einen robusten Rahmen zu schaffen, in dem Entwicklerteams parallel und autonom arbeiten können, während sie gleichzeitig auf einen einheitlichen Satz von API-Endpunkten zugreifen.
Im B2B-E-Commerce kann das von unschätzbarem Wert sein. Ein Beispiel: Ein Großhändler, der seine Produkte über sein eigenes Shopsystem an Einzelhändler vertreibt, kann E-Commerce-APIs entwickeln, um die Integration seiner Plattform mit den Systemen der Einzelhändler zu erleichtern. Die B2B-API ermöglicht dann den Austausch von Produktinformationen, Lagerbeständen und Preisen in Echtzeit. Ein weiteres Beispiel ist die Integration von Zahlungsdienstleistern. Bietet die E-Commerce-Plattform eine entsprechende Schnittstelle, können Zahlungs-Gateways von Drittanbietern schnell und einfach angebunden werden. Die Kundschaft hat so die Wahl aus verschiedenen Payment-Anbietern und die Abwicklung von Transaktionen wird beschleunigt.
Shopsysteme, die nach diesem Prinzip konzipiert sind, erleichtern also den kontrollierten Zugriff von außen und machen gleichzeitig die Implementierung von anderen Systemen für dein Entwicklungs-Team einfacher. Denn beim API-first Ansatz gelten einige Grundsätze, die wir dir im Folgenden vorstellen möchten.
Standardisierung im Kontext des API-first Designs bezieht sich auf die Konformität mit festgelegten Normen und Richtlinien, um eine durchgängige Qualität und Konsistenz in der API-Entwicklung zu gewährleisten. Im E-Commerce ermöglicht eine standardisierte API eine homogene Integration verschiedener Plattformen und Tools, was wiederum die Konsistenz im Betrieb und in der Kundeninteraktion fördert. Es schafft auch einen einheitlichen Rahmen für Entwickler:innen, innerhalb dessen sie effizient und in einer gemeinsamen Sprache arbeiten können.
Eine ausführliche, klare Dokumentation ist das Rückgrat eines jeden erfolgreichen API-first Designs. Sie stellt sicher, dass Entwickler-Teams, Partner und Drittanbieter genau wissen, wie sie mit der API interagieren können. Bei der Auswahl der richtigen E-Commerce-Plattform solltest du also besonders auf die API-Dokumentation achten. Dazu gehört unter anderem, dass diese mithilfe von State-of-the-Art-Tools geschrieben wurde. Die Shopware 6 Store API und Admin API wurden z. B. mithilfe der weitverbreiteten API-Dokumentationsplattform “Stoplight” dokumentiert, in der sich viele Devs schnell und einfach zurechtfinden.
Indem Frontend und Backend unabhängig voneinander konzipiert werden, ermöglicht der API-first Ansatz eine flexible und gleichzeitige Entwicklung beider Komponenten. Dies ist insbesondere im E-Commerce entscheidend, wo Anpassungen sowohl in der User Experience, also im Frontend, als auch in der Shop-Administration, also im Backend, rasch erfolgen müssen, ohne dabei das gesamte System zu beeinträchtigen. In diesem Zusammenhang spielt auch der Headless-Commerce-Ansatz eine wichtige Rolle. Mehr dazu im weiteren Verlauf dieses Artikels.
Der API-first Ansatz erleichtert die Wiederverwendbarkeit von Code und Funktionalitäten. Im E-Commerce bedeutet dies, dass einmal entwickelte API-Funktionalitäten für verschiedene Anwendungen, wie mobile Apps oder Partner-Websites, wiederverwendet werden können. Das ist nicht nur ressourceneffizient, sondern auch konsistent im Hinblick auf die Funktionsvielfalt und die Developer- bzw. User-Experience.
Wer über APIs Zugänge zur E-Commerce-Plattform schafft und einen Datenaustausch ermöglicht, muss selbstverständlich auch über die Sicherheit der Schnittstellen nachdenken. Denn ungesicherte APIs sind mit die häufigsten Einfallstore für Cyberattacken. Das API-first Design berücksichtigt daher die Einbettung von robusten Sicherheitsprotokollen und -praktiken, um sicherzustellen, dass beim Austausch von Daten zwischen Anwendungen und Plattformen eine entsprechende Vertrauenswürdigkeit gewährleistet ist.
Im Gegensatz zu einem All-in-One-Suite-basierten Entwicklungsansatz, in dem alle Services und Funktionen vorimplementiert sind, ermöglicht das API-first Design eine viel größere Bandbreite an anbindbaren Services. Gerade im B2B-E-Commerce ist das wichtig, weil es dort Vendoren gibt, die Softwareprodukte mit sehr spezifischen – aber hochgradig nützlichen – Services und Features anbieten, die sich nur über einen API-first Ansatz reibungslos integrieren lassen.
Im Grunde ergibt sich die Benutzerfreundlichkeit einer API aus deren Standardisierung, Wiederverwendbarkeit und Dokumentation. Dennoch ist es wichtig zu erwähnen, dass genau diese Benutzerfreundlichkeit ein Grund dafür ist, warum sich API-first Design so großer Beliebtheit erfreut. Gerade im E-Commerce sind die Auswirkungen auch direkt sichtbar: Je schneller und bequemer ein Schnittstellenprojekt abgeschlossen werden kann, desto schneller kann dieses einen ROI erzielen. Zum Beispiel durch die Verbesserung der Customer Journey und in Folge dessen durch mehr Conversions.
Nachdem du nun die Grundsätze und Vorteile des API-first Ansatzes kennengelernt hast, fragst du dich vielleicht, welche Alternativen in der Welt der Softwareentwicklung noch existieren. Vielleicht hast du schon einmal von der “Database-First-Methode” oder dem “Proxy-First-Approach” gehört? Diese – eher veralteten – Software-Design-Ansätze sind Bestandteile der sogenannten “Code-First-Methode”. Dabei handelt es sich um eine Entwicklungsmethode, bei der Devs zunächst den Code schreiben, ohne vorab detaillierte Spezifikationen oder Dokumentationen zu erstellen. Im Kontext von Webentwicklung und Datenbankdesign, zum Beispiel, beginnen Entwickler mit dem Schreiben von Code für die Anwendung und erstellen Datenbanktabellen, Beziehungen und Objekte direkt aus diesem Code, anstatt zuerst ein Datenbankschema oder eine API-Dokumentation zu definieren. Der Fokus liegt hier auf der schnellen Umsetzung von Ideen in funktionierenden Code und einer iterativen Entwicklung. Das bringt jedoch gerade für größere Softwareprojekte erhebliche Nachteile wie Inkonsistenzen im Code, mangelnde Dokus, schwierige Skalierungsbedingungen und vieles mehr mit.
Erwartungsgemäß hat der API-first Ansatz bei E-Commerce-Plattformen Einzug gehalten. Viele moderne Shopsysteme, insbesondere diejenigen, die sich schnell weiterentwickeln und den Merchants immer neue Funktionen und ein umfangreiches Ökosystem bieten, integrieren diesen Ansatz. Eines der prominenten Beispiele hierfür ist Shopware 6, eine der weltweit modernsten E-Commerce-Plattformen, die für ihre E-Commerce-APIs und die Flexibilität, die sie Entwickler-Teams und Unternehmen bietet, bekannt ist. Sie profitieren von Skalierbarkeit und Flexibilität, erhöhter Geschwindigkeit und Agilität bei der Entwicklung sowie Personalisierungsoptionen und individualisierbaren Shopping Experiences.
In der Praxis haben APIs weitreichende Anwendungsfälle. Mit der Shopware Store API lassen sich z. B. kundenzentrierte Applikationen entwickeln und anbinden. Sie bietet Endpunkte für alle Kundeninteraktionen mit dem Shop, z. B. der Produktsuche, Warenkörben, Bestellungen, Payments und Wishlists. Damit dient die Store API u.a. zur Anbindung und Verwaltung verschiedener Vertriebskanäle, etwa Marktplätzen oder Social Media Plattformen.
Die Shopware Admin API ermöglicht Web-Services hingegen administrative Funktionen. Dazu gehört das Produktmanagement, z. B. die Erstellung von Artikeln, Kategorien, Produktgruppen oder Preisen. Gleichzeitig lassen sich darüber alle Medien-Assets wie Produktbilder, Texte etc. bearbeiten und CMS-Funktionalitäten wie die Erstellung von Layouts ansteuern. Die API wird auch zur Abwicklung der Bestellung genutzt und ermöglicht dadurch z. B. den Austausch von Bestell-Status.
Diese beiden E-Commerce-APIs decken also einen Großteil der Funktionen des Shopware 6 Cores ab und lassen so eine effiziente Integration von PIM, CRM und ERP-Systemen zu. Im Kundenservice-Bereich kann der API-first Ansatz darüber hinaus dazu genutzt werden, Customer Service Automation Plattformen anzubinden. Dadurch lassen sich intelligente Chatbots in die Storefront einbinden, die gleichzeitig mit Backend-Daten umgehen können und so deiner Kundschaft wirklich weiterhelfen oder sogar in der Lage sind, Kauftransaktionen auszulösen. Ein weiteres Praxisbeispiel wäre die Anbindung eines Customer Loyalty Programms zur Steigerung der Kundenbindung per API-Schnittstelle.
Das Hosting von E-Commerce-Plattformen in der Cloud wird immer beliebter – selbst im B2B-Sektor, der bisher nicht durch besonders frühe Adoption von Zukunftstechnologien aufgefallen ist. Doch die Vorteile gegenüber einem Self-Hosting überzeugen die meisten Unternehmen. Vor allem die einfachere Installation und ausgelagerte Wartung und Updates sprechen für die Cloud-Variante. Doch Vorsicht bei der Systemwahl: Achte auf jeden Fall darauf, dass du auf die APIs des Shopsystems auch bei einem Cloud-Hosting vollen Zugriff hast. Das funktioniert z. B. über ein PaaS-Modell (Platform-as-a-Service), bei dem der Shopsystem-Anbieter zwar die Maintenance übernimmt, dein Dev-Team aber trotzdem vollen Zugriff auf die Cloud-Server hat. So ist es problemlos möglich, andere Enterprise-Software oder Drittanbieter-Apps anzubinden. Und da Cloud-Applikationen in der Regel bereits mit dem API-first Ansatz programmiert wurden, greifen auch hier wieder die oben erläuterten Grundsätze und dein Entwickler-Team findet sich zügig zurecht.
Im Gegensatz dazu ist der Zugriff per E-Commerce-API auf selbstgehostete Shopsysteme in der Regel mit mehr Hürden verbunden, z. B. unternehmensspezifische Firewall-Regeln oder technische Requirements. Daher passen moderne Cloud-Systeme wie z. B. die Shopware Cloud, perfekt mit API-first Design zusammen und erleichtern es B2B-Unternehmen, ihre individuelle Systemlandschaft aufzubauen und miteinander zu vernetzen.
Der API-first Ansatz sieht außerdem eine Entkopplung von Frontend und Backend vor. Damit wird er zum Katalysator für die Implementierung von Headless-Commerce-Systemen. Bei einem Headless-Commerce-Ansatz können Entwickler durch die Nutzung von APIs, die als Kommunikationsbrücke zwischen den beiden Schichten fungieren, unabhängig voneinander am User Interface (UI) und am Backend arbeiten. Diese Trennung ermöglicht eine beachtliche Flexibilität: Das Frontend kann frei gewählt und gestaltet werden, um einzigartige, markenspezifische Kundenerfahrungen zu schaffen, während das Backend sich um die Verarbeitung von Geschäftslogik, Datenmanagement und Integrationspunkten kümmert. B2B-Commerce-Unternehmen können unterschiedliche Customer Touchpoints wie Webshops, Mobile Apps, IoT-Devices oder In-Store-Kiosks über dieselben APIs mit einheitlichen Geschäftsprozessen und Daten verbinden. Das Resultat ist eine kohärente Omnichannel-Kundenerfahrung, die gleichzeitig anpassbar, innovativ und konsistent über alle Plattformen und Geräte hinweg ist. Headless-Commerce wird aus diesen Gründen als die Zukunft moderner E-Commerce-Plattformen betrachtet. Was das konkret bedeutet, erfährst du hier.
Durch den API-first Ansatz war es noch nie so einfach, komplexe Systemlandschaften sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Dazu gehören auch B2B-E-Commerce-Plattformen, die für viele Unternehmen der wichtigste Sales-Touchpoint im Internet sind. Durch die Grundsätze des API-first Designs entsteht eine systemübergreifende Vereinheitlichung von Entwicklungsrichtlinien, die B2B-Unternehmen in der Praxis dabei hilft, die Time-to-Market zu verkürzen. Denn es gibt kaum einen B2B-Player, der nicht auf branchenspezifische Funktionalitäten, bereitgestellt durch Apps oder Microservices, zurückgreift. Gleichzeitig findet eine Verzahnung mit den abteilungsübergreifenden Systemen wie ERP, PIM oder CRM statt. API-first eröffnet damit völlig neue Möglichkeiten der Echtzeit-Datenübermittlung, Personalisierung und Customer Experience.
Shopware bietet B2B-Merchants in diesem Zusammenhang nicht nur ein ganzheitlich nach dem API-first Ansatz designtes Shopsystem mit Shopware 6, sondern auch State-of-the-Art B2B-Funktionalitäten über unsere B2B Suite und unsere B2B Components. Diese unverzichtbaren Features sind über die Shopware Store API und Admin API zugänglich und ermöglichen z. B. Prozessautomation über die gesamte technische Wertschöpfungskette eines B2B-Commerce-Unternehmens hinweg.
Erfahre mehr über unseren API-first Ansatz, z. B. im Rahmen unseres Shopware 6 Platform-as-a-Service (Paas) Hostings: