1 Minute Lesezeit

Barrierefreier Onlineshop bis 2025 – das solltest du wissen

Barrierefreier Onlineshop bis 2025 – das solltest du wissen

Der European Accessibility Act bzw. das Barrierefreiheitsgesetz in Deutschland verpflichtet Onlinehändler dazu, ihre Webseiten bis Mitte 2025 barrierefrei zu gestalten. Doch nicht nur aus rechtlichen Gründen ist dies sinnvoll. Erfahre in diesem Beitrag, was Shopbetreiber zu diesem Thema wissen müssen, welche Vorteile es mit sich bringt und wie Shopware selbst barrierefrei wird und Onlinehändler in diesem Gebiet unterstützt. 


Darum geht’s: 


Die rechtlichen Grundlagen: Der European Accessibility Act (EAA) und seine Umsetzung in den Mitgliedsstaaten 

2019 wurde der European Accessibility Act verabschiedet, der dem American Disabilities Act (ADA) ähnelt. Das große Ziel dahinter: die EU inklusiver zu machen. Konkreter formuliert der EAA Anforderungen an die Barrierefreiheit von Gütern und Dienstleistungen. Wie bei jeder EU-Richtlinie haben die Mitgliedsstaaten mehrere Jahre Zeit, um die Anforderungen in nationale Gesetze zu überführen.  

In Deutschland wurde dies mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) initiiert. Das BFSG wurde 2021 vom deutschen Bundestag verabschiedet und verpflichtete darin bereits öffentliche Stellen zur barrierefreien Gestaltung ihrer Webseiten, Dokumente und mobile Anwendungen. Mitte des kommenden Jahres werden diese Anforderungen erstmals auch für private Wirtschaftsakteure verpflichtend. 

Prof. Dr. Erdmuthe Meyer zu Bexten (Landesbeauftragte für barrierefreie IT Hessen) und Simone Miesner (Bundesfachstelle Barrierefreiheit) erklären in diesem Video, was in dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz drin steckt, welche Produkte und Dienstleistungen es betrifft und was es für Vorteile mit sich bringt. 

Was bedeutet das Barrierefreiheitsgesetz für Händler und Onlineshopbetreiber? 

Das Gesetz verpflichtet Produkt-Hersteller und Dienstleister dazu, ihre Leistungen so zu gestalten, dass sie auch von Menschen mit Beeinträchtigungen problemlos und ohne fremde Hilfe genutzt werden können. 

Zu diesen Produkten und Dienstleistungen zählen beispielsweise: 

  • Computer, Betriebssysteme und Smartphones 

  • Fernsehgeräte für digitale Fernsehdienste 

  • Bankdienstleistungen und Geldautomaten 

  • E-Books 

  • Elektronischer Geschäftsverkehr 

Der letzte Punkt bezieht sich also klar auf den E-Commerce. Dies könnte für dich relevant sein, wenn du … 

  1. selbst Produkte herstellst, da diese ggf. dem Gesetz entsprechen müssen. 

  2. einen Onlineshop betreibst, da dieser auch Menschen mit Beeinträchtigungen zugänglich gemacht werden sollte. 

Es gibt jedoch auch Ausnahmen, beispielsweise in Bezug auf Kleinstunternehmen oder für B2B Shops, die eindeutig als solche ausgestaltet sind. Hier kann es sich lohnen, genauer zu recherchieren.  

Solltest du einen Onlineshop betreiben, der sich ausschließlich oder auch an Endverbraucher richtet, ist davon auszugehen, dass du vom Gesetz betroffen bist. Es macht also Sinn, deine Webseite an die neuen Anforderungen anzupassen. Im nächsten Absatz kannst du nachlesen, warum dies auch jenseits der gesetzlichen Bestimmungen eine sinnvolle Maßnahme sein kann. 

Warum ist Barrierefreiheit im Onlineshop so wichtig und welche Vorteile bietet sie Onlinehändlern? 

Nicht alle Menschen benutzen Webseiten auf die gleiche Weise. Je nach Art der Beeinträchtigung sind Menschen darauf angewiesen, sie mit Sprachsteuerung, Tastatursteuerung, Screenreadern, Braille-Zeilen oder Joysticks bedienen zu können. 

elizabeth-woolner-9xxNZCJZ8bA-unsplash braille display digital accessibility

Mit einer Braille-Zeile können sich blinde und sehbeeinträchtigte Menschen Website-Texte in Punktschrift ausgeben lassen. 

Der große Vorteil des barrierefreien E-Commerce liegt also auf der Hand: Die Gesellschaft inklusiver machen. So können wir erreichen, dass auch Personen mit beeinträchtigtem Seh- oder Hörvermögen oder motorischen oder kognitiven Beeinträchtigungen Zugang zu Informationen und Onlineprodukten haben. 

Doch wie ist es aktuell um die Barrierefreiheit im Internet bestellt? 

Viele Webseiten sind noch nicht barrierefrei 

25 Prozent der Onlineshops in Deutschland sind nicht barrierefrei. Dies ergab eine Untersuchung der Aktion Mensch in Zusammenarbeit mit Google aus dem vergangenen Jahr. Dabei wurden Deutschlands Top-500 Webseiten geprüft und zwar in Hinblick auf acht Kriterien der internationalen Web Content Accessibility Guideline (WCAG). 

Eine globale Untersuchung aus dem Jahr 2020 kam auf noch drastischere Ergebnisse: Damals wurde die Majestic-Million-Liste der meistreferenzierten Webseiten der Welt in Bezug auf ihre Zugänglichkeit für Menschen mit Beeinträchtigungen untersucht. Das Ergebnis: Um die 98 % der untersuchten Seiten wiesen Mängel auf. 

statista Barrierefreiheit im Internet kaum vorhanden

Bildquelle: Statista

Menschen mit Beeinträchtigungen sind besonders relevante Onlineshopper und eine wachsende Gruppierung 

Dass so viele Webseiten Barrieren beinhalten, hat Folgen für einen wesentlichen Teil der Bevölkerung. Destatis zählte 2021 in Deutschland 7,8 Millionen Menschen mit einer anerkannten Schwerbehinderung, dies betrifft also rund jeden zehnten Deutschen. Laut dem Testbericht der Aktion Mensch und Google nutzt diese Gruppe an Menschen das Internet sogar überdurchschnittlich und sei dadurch eine besonders relevante Gruppe von Online-Kunden. Demnach kaufen 61 % der Menschen mit Beeinträchtigung sehr häufig oder häufig online ein, aber nur 51 % der Menschen ohne Beeinträchtigung. Und nicht zu vergessen: Unsere Gesellschaft wird immer älter. Demnach ist zu erwarten, dass die Anzahl der Menschen mit Beeinträchtigungen weiter zunehmen wird. 

Ein barrierefreier Onlineshop inkludiert folgende Gruppierungen:

- Menschen mit Beeinträchtigungen - Menschen mit temporären Beeinträchtigungen - Ältere Personen

Es ist also nicht nur fair, auch diese Kundengruppe mit einzubeziehen, sondern kann sich auch wirtschaftlich lohnen. Doch ein barrierefreier Onlineshop hat weitere Vorteile. 

Eine barrierefreie Webseite ist auch gut für die Usability, SEO und das Image 

Wer sich an die neuen Standards für Barrierefreiheit hält, wird auch von einer insgesamt nutzerfreundlichen Webseite profitieren – und dies erfreut nicht nur beeinträchtigte Personen. Zwei Beispiele: Erstens sorgen hohe Kontraste dafür, dass deine Webseiten immer gut lesbar sind, auch wenn Personen diese auf dem Smartphone im Sonnenlicht anschauen. Zweitens werden Aspekte wie eine übersichtliche Navigation und einfach zugängliche Informationen die Verweildauer auf der Seite erhöhen. Dies sorgt insgesamt für eine höhere Kundenzufriedenheit und erhöht die Chance, dass dein Onlineshop weiterempfohlen wird.  

Zudem hat die barrierefreie Gestaltung deiner Webseite auch positive Auswirkungen auf die Suchmaschinenoptimierung. Zum einen, weil Benutzerfreundlichkeit und eine hohe Verweildauer positive Signale für Google und andere Suchmaschinen darstellen. Zum anderen aber auch, weil die optimierte Zugänglichkeit der Inhalte (beispielsweise durch Alt-Texte für Bilder oder transkribierte Audioinhalte) den Suchmaschinen mehr Textkontext liefert. 

Du siehst also, dass es viele Vorteile mit sich bringen kann, deinen Onlineshop barrierefrei zu gestalten. Im nächsten Abschnitt gehen wir darauf ein, wie Shopware dich als E-Commerce-Plattform dabei unterstützt. 

Was plant Shopware für mehr Barrierefreiheit? 

Shopware hat es sich zum Ziel gesetzt, vor der gesetzlich vorgeschriebenen Frist des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes vollständig vorbereitet zu sein. Dies ermöglicht es unseren Händlern, die notwendigen Anpassungen ohne Zeitdruck vorzunehmen.  

Aktuell erfüllen wir noch nicht alle Anforderungen der WCAG 2.1 AA, sind jedoch entschlossen, diese Lücken so schnell wie möglich zu schließen. Spätestens bis zum Ende des Jahres planen wir, vollständige Konformität mit diesen Richtlinien zu erreichen. Diese Zielsetzung beinhaltet auch das Schulen unserer Mitarbeitenden und ausgiebige Softwaretests, die wir vorab mit beeinträchtigten Personen durchführen möchten.  

Shopware Nutzer können also mit einem Produkt-Update rechnen, das explizite Neuerungen umfasst, die auf die Stärkung der Barrierefreiheit abgestimmt sind. Die Neuerungen sollen die barrierefreie Nutzung von Shopware fördern und Onlinehändlern dabei helfen, die notwendigen Anpassungen an ihren Webshops vorzunehmen. 

Trage dich gerne in unserem Newsletter ein, um schnell über anstehende Produkt-Updates benachrichtigt zu werden.

„Es ist uns ein großes Anliegen, ein integratives und barrierefreies Einkaufserlebnis zu bieten. Deshalb verpflichtet sich Shopware uneingeschränkt, eine digitale Umgebung zu fördern, die einladend und für jeden zugänglich ist. Da Barrierefreiheit eine fortlaufende Aufgabe ist, verankern wir diesen kontinuierlichen Prozess fest in unsere Produktentwicklung. Unser Ziel ist es, unseren Händlern die Möglichkeit zu geben, ein breiteres Publikum zu erreichen und überragende Shopping-Erlebnisse anzubieten.“ 

– Stefan Hamann, Co-CEO und Mitbegründer von Shopware 

Im nächsten Abschnitt geben wir dir noch weitere hilfreiche Informationen an die Hand, damit du schon jetzt damit starten kannst, dich der Barrierefreiheit im Onlineshop zu widmen.  

Die ersten Schritte zur barrierefreien Onlinepräsenz: Tipps und weiterführende Informationen 

Das Thema Barrierefreiheit und die damit zusammenhängenden gesetzlichen Grundlagen wirken vielleicht im ersten Moment überfrachtend und du fragst dich, wo du überhaupt anfangen sollst. Doch je mehr du dich mit dem Thema befasst, desto klarer werden dir die notwendigen Schritte erscheinen. Und je früher du damit startest, desto entspannter wird es, wenn sich im nächsten Jahr die gesetzliche Deadline (28. Juni 2025) nähert. Damit dir all das leichter fällt, haben wir für dich fünf Tipps zum Vorgehen zusammengefasst. 

Am besten gehst du in folgenden 5 Schritten vor: 

  1. Informiere dich noch ausführlicher zum Thema Barrierefreiheit, unten findest du einige Lesetipps 

  2. Analysiere deine Onlinepräsenz: Wo bist du schon gut aufgestellt und wo besteht noch Verbesserungsbedarf hinsichtlich digitaler Barrierefreiheit? 

  3. Segmentiere Problemfelder und ordne Verantwortlichkeiten zu 

  4. Plane ein Update deiner Shopware Version, sobald wir die Neuerungen zur Barrierefreiheit inkludiert haben 

  5. Passe deine Onlinepräsenz Schritt für Schritt an, sodass sie den neuen Standards entspricht 

 Mehr Infos zur Barrierefreiheit von Onlineshops: 

Wir wünschen dir viel Erfolg beim Optimieren deines Onlineshops. Lasst uns gemeinsam das Web inklusiver und zugänglicher für alle machen! 


Quellen: